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Carré und Sémaphore

Aufgrund der angesprochenen historischen Entwicklung gibt es bei der SNCF zwei Haltbegriffe: zum einen der absolute Haltbegriff, das Carré, zum anderen das Sémaphore (Blockhalt), an dem unter bestimmten Umständen vorbeigefahren werden darf. Ebenfalls wichtig in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, daß ein Fahrtbegriff im Gegensatz zu Deutschland, primär keine Zustimmung des Fahrdienstleiters zur Abfahrt darstellt - der Zug muß zusätzlich abgefertigt werden. Damit soll z. B. verhindert werden, daß ein Zug die Weichenstraße blockiert, weil das Carré im Bahnhof zwar geöffnet, das Sémaphore am Streckenanfang noch geschlossen ist.

Kompliziert wird es im Zusammenhang mit den Mastschildern/Blocksystemen (siehe weiter unten): Carré gilt bei zwei roten Lampen oder einer roten Lampe (zweite rote Lampe ausgefallen) mit dem Mastschild "Nf", Sémaphore gilt bei einer roten Lampe mit den Mastschildern "F", "PR" oder "BM", bei einem Signal mit "Nf" nur, wenn ein zusätzliches weißes Licht in einer getrennten Optik leuchtet (dadurch ist die Unterscheidung zu einer ausgefallenen Rotoptik gegeben).

Signalbild [Carre] [Carre] [Semaphore] [Semaphore] [Carre]
Mastschild Nf/PR Nf/PR F/PR BM Nf/PR
Bedeutung Absoluthalt Absoluthalt (zweite
Rotoptik ausgefallen)
Blockhalt Absoluthalt Blockhalt

In der Übersicht fällt auf, daß ein rotes Licht zwar ein Sémaphore darstellt, aber in Verbindung mit dem Mastschild "BM" trotzdem als Absoluthalt gilt. Da die Betriebsart BM keine permissive Fahrweise erlaubt, ist hier eine Unterscheidung zwischen den verschiedenen Haltbegriffen unnötig.

Signalanordnungen

Eine typische Signalanordnung für eine Ausfahrt im Bahnhof bei älteren Blocktechniken besteht aus zwei Signalen: am Bahnsteigende eine Art "Ausfahrzwischensignal" und am Beginn der Strecke das eigentliche Ausfahrsignal, das schon eher als ein Blocksignal betrachtet werden kann. Bei Formsignalen besteht das erstgenannte Signal aus dem Carré, das zweite aus dem Sémaphore. Das Carré kann nach Einstellen der Fahrstraße geöffnet werden, das Sémaphore jedoch erst bei zutreffenden Blockbedingungen. Durch diese geteilte Signalisierung konnte die Stellwerkstechnik leicht vereinfacht werden: Es genügt, das jeweilige Sémaphore am Streckenanfang mit dem Blocksystem zu verbinden.

Diese Signalisierung wurde im wesentlichen auch bei den Lichtsignalen übernommen: Nahezu alle Ausfahr(zwischen)signale und je nach Stellwerksausrüstung auch Einfahr- und Zwischensignale können üblicherweise Carré und Sémaphore zeigen, die eigentlichen Ausfahr- und Blocksignale nur Sémaphore. Stellwerkstechnisch werden die beiden Signalbegriffe im Bahnhof wie folgt dargestellt:
In der Grundstellung leuchtet Carré. Stellt der Fahrdienstleiter nun den Fahrweg ein, wechselt das Signalbild (selbständig) auf Sémaphore bzw. Avertissement (abhängig davon, ob der folgende Gleisabschnitt frei oder noch belegt ist). Gibt der Fahrdienstleiter die eigentliche Ausfahrt frei und treffen die sonstigen Bedingungen zu (Block frei, Erlaubnis zur Einfahrt in eine eingleisige Strecke), kommt das Signal in die Fahrtstellung. Dies ermöglicht beispielsweise auch auf mechanischen Stellwerken mit Gleisfreimeldung und Lichtsignalen eine Art Selbststellbetrieb: solange der Fahrdienstleiter die Fahrstraße nicht herausnimmt, kommen die Signale immer wieder in Fahrtstellung.

Interessant ist eine in Deutschland nicht vorhandene Signalisierung (allenfalls die Trapeztafel ist ähnlich): die Disque, die anstelle eines Einfahrsignals verwendet wird und mindestens im Bremswegabstand zur ersten Weiche (oder z. B. zu einer "LM"-Tafel der Gegenrichtung) steht. Sie erlaubt entweder die Vorbeifahrt oder die Vorbeifahrt auf Sicht bis zur Weiche oder einer davor aufgestellten Haltetafel.
Die Disque findet auch Anwendung, wenn im unmittelbaren Bereich vor einem Bahnhof noch Gleisanschlüsse liegen, die vom Bahnhof aus bedient werden. Zur Bedienung des Anschlusses muß die Strecke nicht gesperrt werden. Die Disque deckt die Bedienungsfahrt, da ein eventuell ankommender Zug ab der Disque ja auf Sicht bis zum eigentlichen Einfahrsignal fährt. Ebenso kann die Disque auch zur Sicherung von Gleisanschlüssen der freien Strecke eingesetzt werden.

Etwas merkwürdig muten einige mechanische Signalkombinationen an. Zeigt ein Signal in Deutschland Halt (und ggf. ein Vorsignal noch Halt erwarten), präsentieren sich in Frankreich gelegentlich alle am Signal möglichen Signalkombinationen gleichzeitig (Halt, Halt erwarten, Langsamfahrt, Langsamfahrt erwarten) oder am Vorsignal etwa Halt erwarten und Langsamfahrt erwarten zusammen. Der Triebfahrzeugführer muß sich dann den niederwertigsten Signalbegriff "aussuchen". Die Nachtzeichen dieser Signale zeigen den jeweils gültigen Begriff.

Aufstellung der Signale im Abstand zueinander: Der Bremswegabstand beträgt im Regelfall 1500 Meter. Hauptsignale sind mindestens 100 Meter vor dem Gefahrpunktabstand (z. B. Weiche) aufgestellt, höchstens 3000 Meter. Soll ein Langsamfahrbegriff angezeigt werden, beträgt der maximale Abstand zur Weiche 400 Meter für Geschwindigkeiten unter 60 km/h, sonst 600 Meter. Der Abstand von Vorsignal und Hauptsignal muß mindestens dem Bremsweg entsprechen und darf höchstens 3000 Meter betragen. Können diese Bedingungen nicht eingehalten werden, muß auf die gelb bzw. rot blinkenden Signalbegriffe ausgewichen werden, je nachdem, wie weit die Zielsignale entfernt stehen.

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www.stellwerke.de - Letzte Änderung am 19.10.2004
Holger Kötting